verschlossenes Gartentor

7 Mythen über Einbrecher und Einbruchschutz

Es gibt zahl­rei­che Weis­hei­ten, die die Wahr­schein­lich­keit eines Ein­bruchs in Haus oder Woh­nung schein­bar klas­si­fi­zie­ren kön­nen. Dar­auf ver­las­sen soll­ten Sie sich jedoch nicht. Was an den bekann­tes­ten 7 Mythen dran ist, erklärt Sicher­heits­ex­per­te Uwe Gerstenberg.

Einbrecher kommen winters und nachts

Stel­len Sie in die­ser Behaup­tung 2 Wör­ter um, ent­hält sie auch nicht mehr Wahr­heit: Zu sagen, Ein­bre­cher arbei­te­ten nachts fast nur, wäre auch nicht rich­tig. Sie legen sich in man­chen Näch­ten durch­aus mal zur Ruhe. Aller­dings des­halb, um am dar­auf­fol­gen­den Tage fit zu sein für einen Tagesein­bruch! Die für Kri­mi­nel­le unge­fähr­li­che­re Zeit ist die, in der Besit­zer von Woh­nun­gen oder Häu­sern nicht zu Hau­se sind. Das ist gewöhn­lich zwi­schen 10 und 15 Uhr der Fall. Sta­tis­tisch pas­sie­ren Ein­brü­che zwar zu jeder mög­li­chen Uhr­zeit, aber das Risi­ko ist nachts zu groß, von den Eigen­tü­mern oder deren Nach­barn gestört zu wer­den. Den Gedan­ken auf­grei­fend, kom­men Die­be auch nicht vor­ran­gig im Win­ter, um etwa die frü­he Dun­kel­heit aus­zu­nut­zen. Denn wie gesagt, spielt bei den Über­le­gun­gen der Täter eher der Fak­tor Unge­stört­heit eine Rolle. 

Einbrecher verschaffen sich durchs Fenster Zutritt

Gar nicht mal aus­ge­schlos­sen, dass vie­le Eigen­tü­mer nun den­ken — nein, durch die Tür! Fakt ist — bei­de Bau­ele­men­te (“Öff­nungs­schlie­ßer”) bedür­fen einer Grund­si­che­rung. Ein­dring­lin­ge kund­schaf­ten ein Objekt im Vor­hin­ein aus, um Schwach­stel­len zu iden­ti­fi­zie­ren. Ver­nach­läs­si­gen Sie also den Ein­bruch­schutz eines bestimm­ten Bereichs nicht zu Unguns­ten eines ande­ren. Das schwe­re Quer­rie­gel­schloss ver­liert an Wert, wenn Sie zum Bei­spiel kei­ne abschließ­ba­ren Fens­tergrif­fe besit­zen. Denk­bar ist auch der Ein­stieg in ein Kel­ler­fens­ter über einen unzu­rei­chend gesi­cher­ten Gitterrost. 

Nach 30 Sekunden versuchen Einbrecher es beim Nächsten

Um ein für sie unwirt­schaft­li­ches Umher­ir­ren zu ver­hin­dern, suchen sich Ein­bre­cher im Vor­hin­ein ein Objekt aus, an dem Zeit und Auf­wand genau berech­net ist. Es gibt genau­so gut auch Fäl­le, in denen sie zum Nach­barn wei­ter­zie­hen, doch eine Garan­tie dar­auf gibt es nicht. Meis­tens arbei­ten Teams aus zwei Kom­pli­zen zusam­men. Dabei steht einer “Schmie­re”, wäh­rend der ande­re das Haus durch­sucht und bei Gefahr im Ver­zug gewarnt wird. 

Einbrecher haben es auf den Fernseher abgesehen

Der Fern­se­her gehört zu den Din­gen, die kaum jemand aus Ihrer Woh­nung tra­gen wird, sofern er nicht über ganz viel Zeit in abge­schie­de­ner Gegend ver­fügt. Inter­es­sant für Kri­mi­nel­le, die ihre Beu­te schnellst­mög­lich zu Geld umwan­deln wol­len, sind Bar­geld selbst, Schmuck und Geld­kar­ten. Lap­tops und Han­dys neh­men eher weni­ge für eine län­ge­re Zeit in Besitz, da für die­se End­ge­rä­te die Ortungs­mög­lich­kei­ten zuge­nom­men haben.

Schmuck und Bargeld sind unauffindbar versteckt

Gehen Sie davon aus, dass Ihr Hab und Gut von Grund auf und gründ­lich gefilzt wird. In einer gerin­gen Zeit muss mög­lichst viel durch­sucht wer­den — Pro­fis gehen dabei nicht zim­per­lich mit Gegen­stän­den und Möbeln um. Vie­le Ver­ste­cke ken­nen Ein­dring­lin­ge auch aus der Medi­en­be­richt­erstat­tung, die soge­nann­te Geheim­tipps für angeb­lich beson­ders siche­re Ver­ste­cke pos­tu­liert. Dort schau­en erfah­re­ne Ein­bre­cher als ers­tes nach. Erst kürz­lich ver­riet ein Pro­fi aus der “Sze­ne” in einem Inter­view mit einer gro­ßen Tages­zei­tung jene Ver­ste­cke, wo er nicht nach­se­hen wür­de. Davor mögen die­se Orte im Haus rela­tiv sicher gewe­sen sein — jetzt dürf­ten sie es nicht mehr sein.

Wehrhaftigkeit beeindruckt Einbrecher

Haben Sie eine Kampf­sport­aus­bil­dung, einen gro­ßen Hund oder Poli­zis­ten in der Nach­bar­schaft, ist das für vie­les im Leben brauch­bar. Aber einen ver­läss­li­chen Schutz gegen Ein­bre­cher stellt kei­ner der genann­ten Umstän­de dar, wenn sich jemand bereits Zutritt zu Ihrem Grund­stück ver­schafft hat. Ver­su­chen Sie auf kei­nen Fall, Ein­bre­cher zu ver­ja­gen oder gar mit ihnen zu kämp­fen. Die­se haben oft­mals ent­we­der viel zu ver­lie­ren (feh­len­de “Ein­nah­men” bei einem Gefäng­nis­auf­ent­halt) — oder, wenn sie zum Bei­spiel poli­zei­lich wegen noch schwer­wie­gen­de­rer Straf­ta­ten gesucht wer­den — sogar nur sehr wenig.

Bei mir (im Viertel) ist nichts zu holen

Schau­en Sie manch­mal zufrie­den auf das Ein­bruchs­ra­dar der Web­site Ihrer ört­li­chen Poli­zei? Woche für Woche kann vor­bei­zie­hen, ohne dass sich in Ihrer Gegend ein Pin auf so eine Kar­te setzt. Nur, selbst wenn es Fäl­le gibt, die nicht ange­zeigt oder gar bemerkt wer­den — Ein­bre­cher kar­to­gra­fie­ren eine Stadt nach lukra­ti­ven Gegen­den längst nicht mehr nur via Goog­le Maps. Eine ihrer größ­ten Pfrün­de ist die Recher­che in Sozia­len Netz­wer­ken: Wer als Anrai­ner in sei­nem Face­book-Pro­fil den Wohn­ort angibt, und dazu noch einen Post sei­nes anste­hen­den Euro­paur­laubs, könn­te bald ein böses Erwa­chen fin­den. Hoch­ge­trimm­te Ein­stel­lun­gen der Pri­vat­sphä­re nut­zen dage­gen übri­gens nichts — es gibt Tools, die Ihren gesam­ten Face­book-Inhalt scan­nen und wie­der­ge­ben. Prä­sen­ta­ti­on von Uwe Gers­ten­berg: “Siche­rungs­tech­nik hält Ein­bre­cher fern” als PDF auf slideshare.net

Uwe Gerstenberg

Sicherheitsexperte Uwe Gerstenberg ist Autor zahlreicher Buchbeiträge und Fachartikel. Seine Schwerpunktthemen sind die private und öffentliche Sicherheit in Deutschland.