Verdächtiges Paket

Gefahr mit der Post – wie erkennt man Briefbomben?

Ver­gan­ge­nen Frei­tag wur­de das Sicher­heits­kon­zept für den Weih­nachts­markt in Pots­dam auf eine erns­te Pro­be gestellt. Die Poli­zei sperr­te den Markt und Tei­le der Innen­stadt ab, da man ein ver­däch­ti­ges Paket in der Nähe gefun­den hat­te. Die­ses erwies sich als Spreng­satz, der nach ers­ten Ermitt­lun­gen an eine Geschäfts­adres­se in der Nähe gerich­tet war. Einer der Mit­ar­bei­ter hat­te die Sen­dung geöff­net und dar­in Dräh­te und Tech­nik ent­deckt. Durch die Ver­bin­dung mit dem eva­ku­ier­ten Weih­nachts­markt erhielt der Erpres­ser nun eine enor­me Auf­merk­sam­keit. Uwe Gers­ten­berg mit einer kur­zen Ein­schät­zung der Lage, ins­be­son­de­re zur Erken­nung von Paket- und Briefbomben.

Erpressungsdelikt statt Terroranschlag

Nach Medi­en­be­rich­ten steckt hin­ter dem ver­meint­li­chen Anschlag auf einen Weih­nachts­markt statt­des­sen eine Erpres­sung des Post­zu­stel­lers DHL. Kri­mi­nel­le dro­hen dem Unter­neh­men, bei Nicht­zah­lung einer Mil­lio­nen­sum­me sol­che gefähr­li­chen Pake­te über des­sen Zustell­dienst zu ver­sen­den. Dem Paket lag ein mit einem QR-Code ver­schlüs­sel­tes, ent­spre­chen­des Erpres­ser­schrei­ben bei. Die Poli­zei grün­de­te dar­auf­hin am Wochen­en­de die Son­der­kom­mis­si­on „Lui­se“. Wie erst jetzt bekannt wur­de, hat es einen ähn­li­chen Fall (Frankfurt/Oder) davor und bereits einen danach (Thü­rin­ger Staats­kanz­lei) gege­ben.

Die Gefahr von Brief- und Paketbomben

Der Vor­fall erin­nert in sei­nem Wesen an den Super­mark­ter­pres­ser, der die deut­sche Bevöl­ke­rung im Sep­tem­ber die­ses Jah­res in Atem hielt. In bei­den Fäl­len wird ein Unter­neh­men damit erpresst, dass Unbe­tei­lig­te zu Scha­den kom­men kön­nen, soll­te den For­de­run­gen nicht ent­spro­chen wer­den. Die Poli­zei warnt ins­be­son­de­re klei­ne und mit­tel­stän­di­sche Unter­neh­men vor der Annah­me ver­däch­ti­ger Pake­te. Doch auch die zivi­le Bevöl­ke­rung ist zur Wach­sam­keit aufgerufen: 
  • Eine gro­ße Gefahr liegt dar­in, dass Emp­fän­ger all­täg­li­cher Post­wür­fe die­se oft sehr unbe­darft behan­deln und öff­nen. Die meis­ten Bom­ben die­ser Art sind so prä­pa­riert, dass deren Zün­dung durch Öff­nen des Pakets oder Brie­fes aus­ge­löst werden.
  • Dies kann bei­spiels­wei­se über einen opti­schen Aus­lö­ser gesche­hen, der durch plötz­li­chen Licht­ein­fall akti­viert wird. Eine ande­re Mög­lich­keit sind zwei Dräh­te, die beim Öff­nen anein­an­der kom­men und so die Explo­si­on auslösen.
  • Die Per­son, wel­che das Paket öff­net, ist mit Hän­den und Gesicht nicht weit von der Bom­be ent­fernt. Daher rei­chen schon klei­ne Men­gen Spreng­stoff, um ernst­haf­te Schä­den zu ver­ur­sa­chen, auch an im Umkreis ste­hen­den Personen.

Wie erkennt man eine Briefbombe?

Wer ein ver­däch­ti­ges Paket bekommt, soll dies sofort der zustän­di­gen Poli­zei­be­hör­de mel­den. Indi­ka­to­ren dafür kön­nen sein: 
  • Recht­schreib­feh­ler beim Absen­der oder Adressaten,
  • Unbe­kann­ter Absender,
  • Feh­len­der Absender,
  • Mit­un­ter hand­schrift­lich gezeich­ne­ter Absender,
  • Aus dem Paket ragen­de Drähte.
Wer eines die­ser Merk­ma­le oder meh­re­re in Kom­bi­na­ti­on an einem Paket fest­stellt, soll­te es kei­nes­falls öff­nen. Zwar hat die Sen­dung zu die­sem Zeit­punkt bereits eine lan­ge Rei­se und mecha­ni­sche Bean­spru­chung hin­ter sich, den­noch soll­te sie nicht mehr unnö­tig bewegt wer­den. Befin­det sich die Sen­dung in einem Raum, schlie­ßen Sie Fens­ter und Türen. Brin­gen Sie Men­schen in angren­zen­den Büros oder Geschäf­ten aus der Gefah­ren­zo­ne, bis die ent­spre­chen­den Stel­len ein­ge­trof­fen sind. Auch die Benut­zung von Mobil­te­le­fo­nen oder Funk­ge­rä­ten soll­te im direk­ten Umkreis ver­mie­den werden.

Uwe Gerstenberg

Sicherheitsexperte Uwe Gerstenberg ist Autor zahlreicher Buchbeiträge und Fachartikel. Seine Schwerpunktthemen sind die private und öffentliche Sicherheit in Deutschland.